Ukrainehilfe aktiv gestalten

Herten | 21. März 2022 | Dr. Jürgen Philipp
Die enge Zusammenarbeit mit dem rumänischen Lions Club Cluj-Napoca Transilvania hat eine schnelle und zielgerichtete Unterstützung ermöglicht

Der Krieg in der Ukraine macht uns alle sprach- und fassungslos. Das unbeschreibliche Leid von Millionen unschuldiger Menschen im Fernsehen zu sehen, macht uns wütend und betroffen. Wir, der Lions Club Herten, wollen nicht zusehen. Wir haben uns entschieden zu helfen ... und zwar ganz direkt:

Mit Hilfe des Lion Clubs Herne wurde am 3. März der Kontakt zwischen unserem und dem Lions Club Cluj-Napoca Transilvania (Rumänien) hergestellt. Unser dortiger Ansprechpartner, Radu Cristea, hatte bereits Hilfstransporte in die Ukraine organisiert und auch selbst durchgeführt und war somit die ideale Kontaktperson für uns. Schnell wurden die Möglichkeiten der Zusammenarbeit ausgelotet.

Gemeinsam mit vier weiteren Clubs aus dem Distrikt Westfalen-Lippe wurden sehr zeitnah unter der Leitung von Chairperson Peter Hof zum Berge 5.000 Euro nach Rumänien überwiesen, um den Kauf von Hilfsgütern zu ermöglichen, die anschließend aus Cluj zur rumänisch-ukrainische Grenze und dann weiter ins Landesinnere gebracht wurden.

Doch die finanzielle Unterstützung reichte uns nicht aus. Wir wollten mehr:

Wir haben aktiv Sach- und Geldspenden gesammelt. Dies geschah in enger Abstimmung mit Radu Cristea, wodurch sichergestellt werden konnte, dass ausschließlich vor Ort fehlende bzw. benötigte Hilfsgüter zur Verfügung gestellt wurden. Die Unterstützung war enorm und hat uns tief beeindruckt. Lionsmitglieder, Freunde und Privatpersonen, aber auch Geschäfte und Unternehmen haben nicht nur einen hohen Geldbetrag, sondern auch eine beachtliche Menge an Sachspenden bereitgestellt, die zwei kurzfristig organisierte Sprinter komplett gefüllt haben. Vier freiwillige Fahrer haben sich am Abend des 17. März mit den vollgepackten Fahrzeugen auf die 20-stündige Reise ins 1.700 km entfernte Cluj gemacht, um Medikamente, Verbandstoffe, Decken, Kleidung, Hygieneartikel, Lebensmittel und vieles mehr an den dortigen Lions Club zu übergeben.

Kurzfristig haben sich die Hertener Lionsfreunde Bernd Spiekermann und Michael Lackmann sowie Marcus Schraeder, Präsidenten des Lions Clubs Herne, entschieden, gemeinsam mit mir, Dr. Jürgen Philipp, nach Rumänien zu fliegen, damit wir uns vor Ort selbst ein Bild von der Situation machen konnten. Während also die erste Gruppe mit den Sprintern in Richtung Cluj-Napoca unterwegs war, hat sich auch die zweite Gruppe auf den Weg gemacht und war bereits am Ziel, als die Fahrzeuge am 18. März ankamen.  

Am Folgetag sind wir gemeinsam mit unseren Freunden des rumänischen Lions Clubs zur knapp 180 km entfernten Grenzstadt Sighetu Marmației gefahren, um eine Erstaufnahmeeinrichtung der Caritas zu besuchen, in der täglich bis zu 200 Flüchtlinge aufgenommen und betreut werden. Nach der Übergabe eines Teils der mitgebrachten Spenden, sind wir weiter bis zur ukrainischen Grenze gefahren, um uns einen Eindruck von der Erstversorgung der Flüchtlinge auf rumänischer Seite zu verschaffen. Die Organisation vor Ort war bemerkenswert. Neben bereitgestellten Getränken und Lebensmitteln wurde auch für geistlichen und psychologischen Beistand gesorgt. Allen Ankommenden wurden nach der Registrierung Weiterreisemöglichkeiten innerhalb Rumäniens oder ins Ausland angeboten. Die relevanten Reiseinformationen waren auf großen Tafeln zusammengetragen und kostenlose Tickets wurden ausgehändigt.

Auch wenn von uns kein ukrainischer Boden betreten wurde, haben uns die Eindrücke an diesem Tag tief bewegt und emotional herausgefordert. Wir haben uns aber auch bestätigt gefühlt: Unsere Hilfe ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber sie ist unglaublich wertvoll und stiftet hoffentlich zur Nachahmung an.

Am Morgen des 21. März sind wir erschöpft, aber mit dem Wissen, dass die Hilfsgüter angekommen sind und jeder gespendete Cent bei unseren Freunden in Cluj gut angelegt ist, wieder in Deutschland gelandet. Wir haben auf unserer Reise erfahren, dass die staatliche Zulage in Rumänien etwa 4 Euro pro Person und Tag für Lebensmittel beträgt und es keine Zuschüsse zu Unterbringung, Möbeln, Kleidung oder gar ein Taschengeld gibt. Da aber die Hoffnung auf ein baldiges Kriegsende und die Rückkehr in das Heimatland bei den Flüchtlingen groß ist, entscheiden sich viele für einen Verbleib in Rumänien und gegen eine Weiterreise nach Westeuropa.

Damit die Mitglieder des Lions Clubs Cluj-Napoca Transilvania auch weiterhin Hilfsgüter zielgerichtet verteilen können, benötigten sie ein geeignetes Fahrzeug. Gemeinsam mit anderen Lions Clubs unseres Distrikts haben wir daher einen gebrauchten Van finanziert, der am 04. April von unseren rumänischen Freunden in Herten abgeholt wurde. Es versteht sich von selbst, dass auch dieses Fahrzeug zuvor mit Hilfsgütern beladen wurde.

Doch damit nicht genug: Unsere rumänischen Freunde haben sich entschieden, in einem alten Fabrikgebäude ein Flüchtlingsheim für bis zu 30 Personen einzurichten. Das durch Eigenmittel, Spenden und unsere Unterstützung finanzierte Projekt ist bereits so weit vorangeschritten, dass am 05. April die ersten 8 Erwachsenen sowie 10 Kinder einziehen konnten.

Wir haben das Leid gesehen. Wir haben aber auch gesehen, wie schnell und unbürokratisch Hilfe geleistet werden kann. Für uns ist klar: Wir werden im Dialog mit dem Lions Club Cluj-Napoca bleiben und auch weiterhin die Hilfsprojekte unterstützen.

Charles Dickens hat einmal gesagt: „Niemand ist nutzlos in dieser Welt, der einem anderen die Bürde leichter macht.“  In diesem Sinne hoffen wir, dass dieser Artikel dazu beiträgt, weitere Lions zu motivieren, in Not geratenen Menschen zu helfen; Über Landesgrenzen hinweg – We server!

Verschaffen Sie sich mit Hilfe des folgenden Videos einen Eindruck von der Zusammenarbeit des Hertener Lions Clubs und dem befreundeten Club aus Rumänien im Rahmen des Ukraine-Hilfsprojektes: https://youtu.be/bV46ekKv6TU

 

Dr. med. Jürgen Philipp

Pastpräsident Lions Club Herten